Herr Flanell und ich basteln seit Jahren an einem alten Bungalow herum. Mit den praktischen Sachen sind wir durch, jetzt geht es um die fancy Gimmicks und Special Features. In jungen Jahren hätte ich Ihnen an dieser Stelle etwas von Fitnessraum oder Sauna vorgeschwärmt. Heute jedoch ist das Objekt meiner Begierde ein ganz anderes.
Das hat damit zu tun, dass ich mir ein ebenso gefährliches wie schmerzhaftes Ritual ausgedacht habe, um auch als religiös ganz und gar unbegabter Mensch an den jährlichen Osterfeierlichkeiten teilhaben zu können.
Ich wollte angesichts Jesus´ Leidensweg nicht unsensibel erscheinen, mein Ritual sollte deshalb auch wehtun. Ein Fenstersturz erschien mir langfristig keine Lösung zu sein, endet er doch zumeist tödlich. Diesbezüglich orientiere ich mich lieber nicht an Jesus.
Also entschied ich mich für einen Treppensturz. Den kann man jedes Jahr aufs Neue vollziehen, das österliche Auferstehungserlebnis gibt´s trotzdem.
Ein ganzes Jahr habe ich für mein Ritual trainiert, mal bin ich in den Keller gefallen, mal auf den Bahnsteig – keine Treppe war vor mir sicher. Oder umgekehrt.
Meine persönliche Via Dolorosa führt mich hinab in den Keller, zur Waschmaschine. Bereit, Leid auf mich zu nehmen, stürze ich mich die Kellertreppe hinunter und bleibe fluchend und blutend an ihrem Fuße liegen.
Nach circa einer halben Stunde habe ich mich wieder erfangen und gehe die Wäsche waschen. Auferstehung, Verbeugung, Engelsgesang.
Mit zunehmendem Alter und bevorstehender Osteoporose könnte mein Oster-Ritual auf lange Sicht zu gefährlich werden. Eine gelenkschonende Unterstützung muss her.
Google bietet mir zwei Lösungsvorschläge an:
1. Einen Treppenlift. Ich fühle mich schlagartig 30 Jahre älter und lehne dankend ab.
2. Eine Rohrpost, mit der man Senioren im Ganzen verschicken kann. Da haben wir es nun, das Objekt meiner Begierde. Ich bin schockverliebt, das Ding muss ich haben!

Anstatt zukünftig von einem lahmen Treppenlift im Schneckentempo in den Keller transportiert zu werden, der absichtlich so langsam fährt, damit man sich ausgiebig des eigenen körperlichen Verfalls bewusst werden kann, rüste ich unser Haus zum Raumschiff Enterprise um und lasse mich captainkirkmäßig lässig mit der Rohrpost in die Waschküche beamen.
Frohe Ostern! Oder, wie es bei mir demnächst heißt: Beam me down, Scotty!
